Was kann man gegen Neoliberalismus und daraus resultierende soziale Ungerechtigkeit tun? – Meinungsartikel

Das Thema der fehlenden sozialen Ungerechtigkeit beschäftigt immer mehr Menschen und das nicht erst seit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Auswirkungen auf Deutschland. Viele stellen sich die Frage: Was können wir tun, um wieder mehr soziale Gerechtigkeit zu erlangen?
Meine Antwort darauf ist klar: WIR BRAUCHEN EIN SOFORTIGES ENDE DES NEOLIBERALISMUS.
Wie das möglich sein könnte sich dagegen einzusetzen, darauf werde ich in diesem Meinungs-Blogeintrag eingehen…
 
Während in manchen Kreisen „Neoliberalismus“ noch als ein überholter linker Kampfbegriff gewertet wird, gilt er für die Mehrheit an Soziologen und Politikwissenschaftlern als die Ausrichtung der Wirtschaft und (Sozial-)Politik, welche seit Beginn der 80er Jahre eine vorherrschende Verbreitung fand. Neoliberale Ideologie hat das Weltbild von Menschen grundlegend verändert, da die Ideologie auf alle Lebensbereiche Einfluss nehmen kann. Neoliberale Ideen beinhalten die Notwendigkeit von Privatisierungen, Deregulierung bestimmter Segmente und der Aushöhlung des Sozialstaates, während sie nicht hingegen vieler Laien-Meinungen für reine Marktradikalität und einen schlanken Staat einstehen, sondern viel mehr die Umformung zu einem marktförmigen Staat stattgefunden hat. Ich würde gerne an dieser Stelle noch viel weiter ausholen, allerdings möchte ich mich auf die Wirkungen und Gedanken zu möglichen Lösungsansätzen beschränken.
Durch den enormen Einfluss auf fast alle Lebensbereiche wurde innerhalb dieses Prozesses das Konzept der sozialen Gerechtigkeit ausgehöhlt und Einzelpersonen wurden immer mehr zu Waren, die Entfremdung und Individualisierungsprozesse untergruben den sozialen Zusammenhalt. Gleichzeitig wurde der Wert der Gemeinschaft und des sozialen Engagements herabgesetzt, was letztendlich zur Auswirkung hatte, dass Menschen sich immer mehr auf sich selbst, ihre Selbstoptimierung und -verwirklichung konzentrierten. Um das Weltbild wieder hin zu einem kritischen Bewusstsein zurückzuführen, gibt es einige Möglichkeiten. Ich möchte vier Beispiele nennen, die ich als wichtig erachte, um Menschen wieder mehr Immunität gegen neoliberale Vereinnahmung entwickeln zu lassen.
 
1. Kritische Medienkompetenz:
2. Kritische Bildung und Erziehung zur Mündigkeit
3. Aktives politisches und zivilgesellschaftliches Engagement für mehr soziale Gerechtigkeit
4. Aufklärungsarbeit
 
1. Medienkompetenz spielt bei der neoliberalen Vereinnahmung eine entscheidende Rolle. Auf der einen Seite führt eine fehlende Medienkompetenz dazu, dass Menschen ohne diese Kompetenz eine starke Abhängigkeit von Medien und der dort vermittelten Informationen entwickeln können und sich somit weniger mit anderen Faktoren, wie bspw. Kritik oder Widerstand, auseinandersetzen oder dies als notwendig erachten. Sie können in den Medien vermittelte Gedankengänge unterbewusst übernehmen und kommen zu dem Ergebnis, dass sie selbst zu dieser Meinung gekommen wären. Andererseits ermöglichen Medien es neoliberalen Interessengruppen, ihre Ideologie und Werte über die diese Medien zu verbreiten und Menschen so unterbewusst zu manipulieren und zu vereinnahmen. Auch Think Tanks und Lobbyismus sowie die Medienkonzentration spielen dabei eine wichtige Rolle, da diese Interessensgruppen Medien nutzen können um eine Stärkung des neoliberalen Weltbildes und der damit verbundenen Ideologie zu erreichen. Das Entwickeln von Medienkompetenz könnte in diesem Kontext Menschen davor schützen zu unreflektiert Narrative zu übernehmen und sich vor Beeinflussung zu schützen. Damit Menschen Medienkompetenz entwickeln, ist der zweite Punkt: kritische Bildung und Erziehung zur Mündigkeit ausschlaggebend.
 
2. Eine kritische Bildung und Erziehung zur Mündigkeit und aktiven Bürgern sollte Aufgabe der Bildungsinstitutionen sein. Doch dies ist leider nicht immer der Fall. Gerade in Schulen fehlt es oft daran, Kinder und Jugendliche aktiv zu kritischem Denken und in Fragestellen von Autoritäten anzuregen, nicht selten passiert auch durch die Strukturen des Schulsystems und das Auftreten einzelner Lehrpersonen das Gegenteil. Mitarbeitende mit einem Lehrauftrag, ob in der schulischen oder außerschulischen Bildung, tragen hierbei eine Verantwortung und sollten diese wahrnehmen. Auch soziale Organisationen, Bewegungen, Parteien mit dem Ziel sozialer Gerechtigkeit sollten die fehlende Erziehung zu kritischem Denken, Medienkompetenz und die oftmals tiefen Informationsdefizite in weiten Teilen der Bevölkerung ernstnehmen und könnte z.B. niedrigschwellige, unabhängige Angebote zur Verfügung stellen.
 
3. Aktives politisches und zivilgesellschaftliches Engagement für mehr soziale Gerechtigkeit ist unumgänglich, wenn man sich nach Wandlungsprozessen sehnt. Zum einen können Menschen auf gewaltfreien Protest als Mittel gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung setzen, mit dem Ziel auf strukturelle Veränderungen hinzuarbeiten. Zum anderen sollten Bewegungen, Verbände, etc. ihren Einfluss nutzen, um gesellschaftliche Strukturen zu unterstützen, die soziale Gerechtigkeit fördern und damit letztendlich ihre Stimme zu erheben für einen Wandel dieser Strukturen. Auch wenn verständlich ist, dass viele an dieser Stelle resignieren, oder das Gefühl haben nichts damit bewirken zu können: JEDER EINZELNE, DER SICH ENGAGIERT IST WICHTIG.
 
4. Aufklärungsarbeit ist wichtig, um wieder eher ein kritisches Bewusstsein zu verschaffen, Informationen, die gut recherchiert und aufgearbeitet worden zu verbreiten und mehr Menschen für aktives Engagement zu gewinnen. Dies sollte auf einem Niveau passieren, dass möglichst viele Menschen mitnehmen kann und sich nicht nur an die jeweilige „Bubble“ oder Akademikerkreise richtet. Wenn wir uns verpflichten, auf soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten aufmerksam zu machen und solidarische Alternativen zu erkunden und bspw. in unseren Bekanntenkreisen oder in sozialen Netzwerken aufklären, erreichen wir damit vielleicht andere, welche sich dadurch auch beginnen mit dem Thema auseinanderzusetzen und ebenfalls andere aufklären oder dazu bewegen sich politisch oder zivilgesellschaftlich zu engagieren.

Datum: 31. Oktober 2022

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Gepostet von Marisa's Blog Diskussionsforum - Stiftung Gewaltfreies Leben am Montag, 9. Januar 2023