Schnittstelle Migration und Behinderung benötigt mehr politische Beachtung

In Deutschland werden keine Daten dazu erfasst, wie viele Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund von Behinderungen betroffen sind. Schätzungen gehen von 10 bis 15 Prozent aller Geflüchteten aus. Menschen mit einer Behinderung haben oftmals besondere Bedarfe, nicht nur in ihrem Alltag, sondern auch hinsichtlich Beratungsangeboten. So gibt es zwar einerseits in fast jeder größeren Region Beratungsangebote für Menschen mit Behinderung oder Migrationsberatungsstellen, doch Angebote, welche diese Schnittstelle vereinen sind eine Seltenheit. Wenn es diese Angebote gibt sind diese zudem oftmals über Projektarbeit finanziert und finden keine eigenständige staatliche Finanzierung, die sicherstellt, dass das Angebot flächendeckend verfügbar ist. Trotz des hohen Bedarfs finden so viele Menschen keine Ansprechpartner, denn Beratungsangeboten für Menschen mit Behinderung haben oftmals keine Expertise bei den rechtlichen und kulturspezifischen Bedarfen von Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, z.B. dass oftmals eine Übersetzung oder Ausfüllhilfe für Anträge wie den Schwerbehindertenausweis notwendig ist oder dass je nach Aufenthaltsstatus und Länge des Aufenthalts unterschiedliche Ansprüche bestehen, während migrationsspezifische Angebote oft keine Expertise bzgl. der Aspekte der Behinderung mitbringen, da sich Angebote oftmals eher aufenthaltsrechtlichen Fragen widmen und nicht der Frage, welche Ansprüche für Schwerbehinderte Personen bestehen oder welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.

Experten berichten, dass die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland nur mangelhaft erfüllt wird, unter anderem weil die Belange von Geflüchteten und migrieren Menschen nicht ausreichend beachtet werden.