Kriegswirtschaft in Deutschland: Wird sie kommen, was wären die Folgen?

Man kommt kaum noch an dem Begriff vorbei, der uns in Zeitungen oder Talkshows begegnet: Kriegswirtschaft. Scholz sprach relativ unverblümt bei der Münchner Sicherheitskonferenz darüber, wenn man genau hinhörte. Wörtlich hieß es:

„We have to change the way that we deal with the industry [….] The way we did it in the past in the last twenty years, is that we once ordered an we agreed that the production is stopping because we have already bought, what we need. So for our security we have to accept that […], we need a permanent production of the  most important weapons“

In diesem Kontext verglich er die Waffenproduktion mit der permanenten Produktion von Autos für die Industrie.

Kurz zusammengefasst heißt dies: Deutschland wird auf eine Kriegswirtschaft umrüsten.

Die Bundeswehr soll schneller reformiert und aufgerüstet werden, um Europas massive Aufrüstung voranzutreiben, so auch die Forderung von Eva Högl, der Wehrbeauftragten im Bundestag. Dabei soll ein angeordnetes Vermögen von 100 Milliarden Euro verdreifacht werden auf 300 Milliarden Euro. Um dies zu ermöglichen und die Ukraine weiter mit Waffen zu beliefern soll die Industrie auf eine Kriegswirtschaft umgerüstet werden, was nicht nur in den hohen Rängen der Politik viel zu Spruch findet sondern auch in den in Medien dargestellten Diskursen z.b bei Talkshows wie Lanz.

Doch in diesem Blogartikel möchte ich vor den wirtschaftlichen und sozialen Folgen einer Kriegswirtschaft warnen und darauf eingehen, welche Auswirkungen eine solche Umstellung für die deutsche Bevölkerung hätte.Die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft hat in der Regel erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft eines Landes. Hier sind einige Beispiele für wirtschaftliche Auswirkungen, die mit einer Kriegswirtschaft in Verbindung gebracht werden können:

Schuldenaufnahme: Eine Kriegswirtschaft erfordert oft massive Investitionen in die Rüstung und Kriegsführung, was zu einer hohen Verschuldung führen kann. Diese Investitionen fehlen am anderen wichtigen Stellen z.b im Gesundheitsbereich, Schulen oder der kritischen Infrastruktur, die notwendig ist für die Gesellschaft. Vor allem unter einer Politik, die weiterhin eine schuldengrenze betont und diese nur für massive Ausrüstung bereit ist zu brechen wird es zu einem Investitionsstau kommen. Dies war beispielsweise im Vietnamkrieg der Fall, bei dem die USA hohe Schulden aufnehmen mussten, um den Krieg zu finanzieren. Wie ich bereits in meinem letzten Artikel erläuterte Der Ausstieg aus dem Goldstandard der USA in den 70ern war eine Reaktion auf die steigende Inflation und die wirtschaftlichen Probleme, die vor allem durch den Vietnamkrieg verursacht wurden. Die neoliberalen Maßnahmen der 1980er Jahre waren auch eine Antwort auf die wirtschaftlichen Probleme der 1970er Jahre.

Inflation: Eine Kriegswirtschaft kann auch zu einer höheren Inflation führen, da die Regierung oft mehr Geld ausgibt, um den Krieg zu finanzieren. Dies kann zu einem Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen führen, was die Kaufkraft der Bevölkerung verringert. Es ist in der Regel so dass die normale Bevölkerung aus unterschicht und Mittelschicht dies am meisten ausbaden muss und proportional am stärksten von einer Inflation getroffen wird.

Verlust von Arbeitsplätzen: Eine Kriegswirtschaft kann auch dazu führen, dass bestimmte Branchen oder Unternehmen aufgrund der Umstellung auf Rüstungsproduktion Arbeitsplätze verlieren. Dies kann langfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, insbesondere wenn diese Unternehmen nicht in der Lage sind, sich an die neue wirtschaftliche Situation anzupassen.

Auswirkungen auf die Handelspolitik: In einigen Fällen kann eine Kriegswirtschaft zu einer Veränderung der Handelspolitik führen, da Länder versuchen, ihre Ressourcen für den Krieg zu mobilisieren. Dies kann zu Handelsbeschränkungen oder höheren Zöllen führen, die die Wirtschaft beeinträchtigen können.

Ressourcenverschwendung. Um eine „leistungs- und wettbewerbsfähige Rüstungsindustrie in Deutschland und in ganz Europa“ zu erreichen, wie Scholz bei der Müncher Sicherheitskonferenz forderte, müssen eine Menge Ressourcen aufgewendet werden. Die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft erfordert eine massive Mobilisierung von Ressourcen und eine erhöhte Produktion von Kriegsmaterialien, was zu einer Verschwendung von begrenzten Ressourcen führen kann. Diese Ressourcen werden aus anderen wichtigen Bereichen abgezogen, wie z.B. der Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur, was zu einer Unterversorgung in diesen Bereichen führen kann.

Außerdem kann die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft dazu führen, dass Arbeitnehmer mehr arbeiten müssen, um die gesteigerte Nachfrage nach Kriegsmaterialien zu erfüllen. Mittelständige Unternehmer oder Solo-Selbstständige können auch gezwungen sein, ihre Arbeitszeit zu erhöhen, um den Bedarf an Kriegsgütern zu decken. Dies kann zu Überarbeitung und einem Mangel an Arbeit-Lifestyle-Balance führen und das Lohnniveau zusätzlich zur Inflation senken.

Insgesamt kann die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft zu langfristigen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft haben, die nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Lebensqualität der Menschen beeinträchtigen können.

Datum: 01.04.2023