1. September – Antikriegstag

Heute, am 1. September, wird in Deutschland der Antikriegstag begangen. Dieser Tag ist geprägt von zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen, die an die Schrecken des Krieges erinnern und ein starkes Zeichen gegen Militarisierung setzen sollen. An dieser Stelle möchte ich auch jeden ermutigen, der die Möglichkeit hat, eine Veranstaltung zu besuchen. Gerade in diesem Jahr ist es besonders wichtig, seine Position gegen Krieg und Militarisierung deutlich zu machen. Wir befinden uns in einer Zeit in der die Militarisierung weiter voranschreitet und immer mehr Konflikte eskalieren, während Kriegsgegner medial und politisch zu Feinden erklärt werden. 
 
Oftmals werden Kriegsgegner als die wahren Übeltäter dargestellt und ihnen unterstellt, dass sie mit ihren Forderungen noch mehr Leiden verursachen würden, da Kriege und Waffen angeblich Frieden überhaupt erst schaffen würden. Dies ist ein gefährlicher Mythos. Die Geschichte hat gezeigt, dass Kriege nicht nur während ihrer Dauer enormes Leid verursachen, sondern auch langfristig Zerstörung und Verzweiflung hinterlassen. Zivilisten sind immer die größten Leidtragenden in jeder Art der militärischen Auseinandersetzungen und immer wieder führen die Dynamiken eines Krieges dazu, dass Menschen einer bestimmten Herkunft das Recht auf ihr Leben abgesprochen wird, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurden, ohne, dass sie selbst in irgendeiner Weise an dem Konflikt beteiligt sind. Haben wir nicht einmal: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! geschworen?
 
Als ich noch jung und naiv war, glaubte ich, dass jeder normale Bürger eigentlich gegen Kriege ist, jedoch machtlos ist gegenüber dem Handeln der jeweiligen beteiligten Staaten. Das war ein gewaltiger Irrtum, denn viele Mitglieder der Gesellschaft verteidigen die grausamen Kriege und sind der Ansicht Kriege und Waffen würden tatsächlich eher Frieden schaffen als Bemühungen Konflikte auf eine andere Weise zu lösen. Viel zu viele Menschen glauben Krieg sei in den meisten Fällen alternativlos. Doch weder schafft Krieg generell Frieden, noch sind die Bürger machtlos gegenüber ihren Regierungen, die diese Kriege führen, mit Waffen unterstützen oder finanzieren. Es erfordert nur viel Geduld, Engagement und Ausdauer sich als Bürger gegen den Bellezismus einzuseten. Trotzdem werden immer wieder Kriege, die gegen das Völkerrecht verstoßen, von verschiedenen Seiten als Selbstverteidigung gerechtfertigt. Ein aktuelles Beispiel ist der verheerende Krieg den Israel gegen Palästinenser führt und sich nun von Gaza auch auf das Westjordanland ausgeweitet hat. Die Erzeugung von so vielen zivilen Toten und einer so enormen Zerstörung darf niemals mit Selbstverteidigung gerechtfertigt werden. Während bereits nach neueren Untersuchungen 2 Prozent der Bevölkerung Gazas ermordet wurden und weite Teile der Region unbewohnbar wurden, während israelische Politiker offen den Menschen aus Gaza das Recht auf ihre Existenz absprechen und westliche Staaten ihre militärische Unterstützung gegenüber Israel vergrößern, ist es unabdinglich seine Haltung gegen Krieg deutlich zu machen, auch wenn man sich dadurch in der aktuellen Lage zu einer Zielscheibe macht und damit rechnen muss für diese Haltung angegriffen zu werden.
 
Das beliebteste Argument für Kriege ist das Scheitern der Appeasement-Politik gegenüber den Nationalsozialisten und die Befreiung Deutschlands, die nur durch hartes militärisches Eingreifen erfolgten konnte. Es ist unbestreitbar, dass das militärische Eingreifen der Alliierten notwendig war, um das nationalsozialistische Regime zu stürzen und den Holocaust zu beenden. Dieses Argument hat dennoch mehrere Schwächen und sollte differenziert betrachtet werden. Es bedeutet nicht, dass militärische Interventionen immer die beste oder einzige Lösung sind. Jeder Konflikt hat seine eigenen Ursachen und Dynamiken, und militärische Lösungen bringen oft erhebliche Kollateralschäden mit sich, insbesondere für die Zivilbevölkerung. Krampfhafte Vergleiche mit den Dynamiken des 2. Weltkrieges und des Holocausts übersehen, dass jeder Krieg seine eigenen historischen, politischen und sozialen Hintergründe hat, die nicht einfach mit den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges gleichgesetzt werden können. Solche Vergleiche können dazu führen, dass wichtige Nuancen übersehen werden und von Beginn an der Versuch Alternativen zu finden, die mehr betroffenen Zivilisten das Leben retten und ihnen unendlich viel Leiden ersparen, blockiert wird. Die Geschichte zeigt, dass es oft Alternativen zu militärischen Interventionen gibt, die langfristig stabilere und friedlichere Lösungen bieten können.
Der Antikriegstag lädt uns alle ein, ein Zeichen für Frieden, Diplomatie und ein friedliches Zusammenleben zu setzen.

Datum: 01. September 2024

Hey 🙂 Danke schon Mal, dass ihr der Einladung gefolgt seid. Ich hab bisher kaum jemanden eingeladen, gerade ist der...

Gepostet von Marisa Blog - Stiftung Gewaltfreies Leben am Donnerstag, 27. Oktober 2022